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Deutschland, digitales Entwicklungsland?

Deutschlands Status als attraktiver Standort hängt am seidenen Kabel. Im Vergleich mit anderen Industrienationen liegt es, was das schnelle Internet betrifft, auf den hinteren Plätzen. Das ist nicht nur für Privatpersonen ärgerlich, sondern kann auch für Unternehmen zum Problem werden.

In Japan und Südkorea haben bereits mehr als drei Viertel aller Haushalte superschnelles Internet über eine Glasfaserleitung – in Deutschland hingegen war es sogar üblich, die Bandbreite zu drosseln, wenn User das volle Datenvolumen ihrer Leitung ausgeschöpft haben.weltweite Vernetzung

Wozu brauchen Unternehmen schnelles Internet?

Privatpersonen brauchen schnelles Netz, um Cloud-Dienste, Streaming-Dienste und IP-Telefonie nutzen zu können. Unternehmen hingegen benötigen ihren breitbandigen Internetanschluss, um mit ihren Mitbewerbern mithalten zu können. Innovative und kostensparende Dienste wie Software-as-a-Service erfordern zum Beispiel eine schnelle und stabile Leitung. Dabei greifen die Unternehmen per Browser auf verschiedene Anwendungen zu, wobei man sich natürlich auf die Verbindung verlassen können muss.

Ohne gutes Netz müssen Kunden im Handel warten

Der Einzelhandel ist ebenfalls ein gutes Beispiel. Miteinander vernetzte Filialen schicken Unmengen von Daten hin und her. Das Warenwirtschaftssystem wird ständig aktualisiert, Informationen werden mit externen Dienstleistern ausgetauscht. Auch die Zahlung per Karte funktioniert über das Netz, wobei Verzögerungen nicht akzeptabel sind. Kunden erwarten einen schnellen Service und wollen an der Kasse nicht warten.

Bildung braucht Internet

Der Nachwuchs muss schon in der Schule den Umgang mit dem Internet und den entsprechenden Medien lernen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Nicht alle Eltern haben die Möglichkeit, ihre Kinder hier auf den neusten Stand zu bringen, also sind die Bildungseinrichtungen in der Pflicht. In immer mehr Schulen wird gerade das mobile Klassenzimmer eingeführt. Hierbei nutzen die Kinder das Internet für die Recherche und arbeiten auf Online-Lernplattformen. Ohne die entsprechende Bandbreite macht das natürlich nur wenig Spaß.

Ohne schnelles Netz keine zufriedenen Touristen

Deutschland konnte 2018 das neunte Mal in Folge eine höhere Zahl an Touristen verzeichnen – besonders bei europäischen Urlaubern, aber auch bei den Deutschen selbst liegt es als Urlaubsziel hoch in der Gunst. Zu einem entspannten Urlaub gehört für die meisten Touristen heute aber auch breitbandiges Gäste-Internet. Es wird als Selbstverständlichkeit empfunden, auch unterwegs online zu arbeiten und Musik und sogar große Videos streamen zu können. Mit einem schwächelnden WLAN-Hotspot, wie sie besonders in den bei Urlaubern beliebten, ländlichen Regionen zu finden sind, kann diesem Anspruch jedoch nicht genügt werden. Darauf zu verweisen, der Gast solle eben ausgeloggt bleiben, wie es manche Hotels machen, zählt nicht zu einem guten Service, sondern kommt einer Bevormundung gleich.

Der Breitbandanschluss als Muss für ein reibungsloses Alltagsleben

Daten gewinnen an Wichtigkeit, und zwar in allen Bereichen des täglichen Lebens. In Verwaltungen und Behörden, in Krankenhäusern und Arztpraxen und auch bei Banken und Versicherungen gehört ein stabiler Breitbandanschluss zum Muss. Eine Vielzahl von Unternehmen greift zudem auf Cloud-Dienste zu und speichert ihre Backups online. Unsere Welt läuft nur reibungslos, wenn die Datenflut schnell und sicher ihrer Wege geleitet werden kann. Es ist ein Unding, dass Deutschland diesbezüglich zu den
Schlusslichtern zählt.Verlegung von Glasfiberkabeln

Was ist los, Deutschland?

Schnelles Internet ist nicht nur für Privatpersonen bei einem Umzug entscheidend, sondern auch für Unternehmen am Standort ein Muss. Doch was läuft schief in Deutschland, dass viele Daten im Schneckentempo unterwegs sind? Mit dem DSL-Ausbau geht es längst nicht so zügig voran, wie jede Bundesregierung es sich vornimmt. Eines der Probleme: die Fördermittel durch den Bund. Erst 2015 wurde ein entsprechendes Programm gestartet, doch das Antragsverfahren ist viel zu komplex. Nach drei Jahren war erst ein Teil der Fördermittel abgerufen und noch weniger tatsächlich verbaut. Die Anträge nehmen zu viel Zeit in Anspruch und scheitern zudem an zu wenig Tiefbaukapazitäten. Und so verfehlt die Bundesregierung immer wieder von Neuem die selbst gesetzten Ziele. Besonders die ländlichen Gebiete sind immer noch unterversorgt. Hier hat nicht einmal jeder Zweite eine 50 MBit-Leitung, wie im Breitbandatlas recherchiert werden kann.

Das Problem: die „letzte Meile“

Der Knackpunkt ist meistens die sogenannte letzten Meile, also die Verbindung in die Keller bzw. Wohnungen hinein. Bis zu den Verteilzentren oder Telefonkabelkästen ist die Versorgung mit Glasfaser häufig schon gegeben, nur die letzten Meter der Kabel bestehen häufig noch aus Kupfer und sind, wenn es sich um die Telefonkabel der Telekom  handelt, teilweise viele Jahrzehnte alt.

Es gibt verschiedene Ansätze, wie die Herausforderung gemeistert werden kann. Der Ausbau und die einzusetzende Technologie sind allerdings umstritten, denn die Telekom hat sich die Exklusivität des Ausbaus rund um die 8.000 Hauptverteiler gesichert. Die Mitbewerber haben zwar protestiert, aber ohne Erfolg. Manche Experten konstatieren, dass der Ausbau echter Glasfasernetze auf dem Land die beste Lösung sei. Allerdings wird es eine Weile dauern, die zahlreichen Versäumnisse der Vergangenheit aufzuholen.Glasfiberkabel

Die Koalition hat eine neue Zielsetzung: Bis 2025 soll der flächendeckende Ausbau mit Gigabit-Netzen abgeschlossen sein. Dann soll es sogar einen Rechtsanspruch auf einen schnellen Internetanschluss geben. Was allerdings genau als „schnell“ gilt, ist noch offen. Die letzten Ziele wurden aller verfehlt, bleibt zu hoffen, dass diese Regierung effektiver arbeitet, denn der Standort Deutschland steht und fällt eines Tages mit der Versorgung mit
schnellem und stabilem Internet.

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