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Wie schnell wird das Internet?

Einfache Anfänge

Es war im Oktober 1969, als die Grundlage des heutigen Internets an der University of California in Los Angeles gelegt wurde. „Arpanet“ nannte es sich damals noch, als die Großcomputer per Telefonleitung miteinander verbunden wurden und erstmals eine Nachricht von Los Angeles an das Stanford Research Institute in der Nähe von San Francisco gesendet wurde. Bereits wenige Wochen nach dem erfolgreichen Transfer schlossen sich weitere Universitäten in Kalifornien und Utah an das neuentwickelte Netzwerk an. 1973 folgte der nächste Meilenstein in der Geschichte des Internets, als Wissenschaftler des Verteidigungsministeriums der USA das technische Internetprotokoll (TCP) konstruierten und die Internetverbindung von da an auch über Satelliten und Mobilfunk möglich wurde.

Der Name „Internet“ wie wir ihn heute kennen, erscheint wiederum einige Zeit später im Jahr 1984. Zusätzlich kommt das erwähnte Internetprotokoll in seiner vierten Version, IPv4, wie es auch heute noch genutzt wird auf. Im selben Jahr beginnt man auch in Deutschland mit der Nutzung der neuen Technologie und die Universität in Karlsruhe wird an das Netzwerk angeschlossen. 1989 ist es Tim Berners-Lee, der an einem Forschungszentrum seine Idee des „world wide web“ vorstellt. Der britische Physiker entwirft ein Modell zur Entwicklung dieses Vorhabens und legt damit das Fundament für die Nutzung des Internets, wie wir es heute gewohnt sind. Über die nächsten Jahre etablieren sich nicht nur Computer in normalen Haushalten, sie bringen erstmals auch Browser mit, die das Abrufen der Internetseiten erlauben und die Infrastruktur unseres heutigen „Surfens“ bilden.

Die restlichen Jahre der 1990er zeichnen sich durch einen rasanten Aufstieg des Internets aus, der Webseiten wie Google, das neue Internetprotokoll IPv6 oder den Onlinedienst AOL hervorbringt. Auch hierzulande wird das Surfen im WWW immer alltäglicher und über die Jahre bekommen mehr und mehr Menschen Zugriff auf das Netz. So sollen im Jahr 2020 rund 94% der Deutschen das Internet nutzen, eine Zahl, die die Bedeutung der Technologie unterstreicht.

Rasante Entwicklung

Einer der wichtigsten Aspekte der Internetverbindung ist die Geschwindigkeit – damals wie heute. Und die Anfänge waren bescheiden, denn noch 1993 flossen die Daten mit 50 bis 56 Kilobit in der Sekunde (Kbps), da die Modems für den Zugang ins weltweite Netz limitiert waren. Das Herunterladen einer Datei mit circa 500 MB dauerte somit damals über 20 Stunden. Um die Jahrtausendwende wurde die Technologie stetig weiterentwickelt und der Breitband-Standard gewährleistete eine Verbindung mit 4 Mbps, was rund 70-mal schneller war als zuvor.

Die Geschwindigkeiten wurden über die Jahre immer besser und heute surfen die Deutschen durchschnittlich mit rund 54 Mbps. Dabei variiert die benötigte beziehungsweise empfohlene Geschwindigkeit von Anwendung zu Anwendung. So wird bei Videoanrufen wie mit Skype oder Zoom zu mindestens 8 Mbps geraten. Musikstreaming wie Spotify oder Apple Music verlangen lediglich 0,32 Mbps. Browsergames wie eine Partie Poker im Echtgeld Casino oder eine Runde Schach gegen einen Freund brauchen dagegen rund 16 Mbps, während für deutlich anspruchsvollere Spiele bis zu 50 Mbps empfohlen werden. Für Streaming in höchster Auflösung auf Netflix und Co sind circa 25 Mbps angeraten.

Neuer Geschwindigkeitsrekord

Doch die ständige Forschung und die Progression hören nicht auf und kürzlich konnten Wissenschaftler in Japan einen neuen Rekord für Internetgeschwindigkeit aufstellen. Basierend auf der Glasfasertechnologie, die in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt ist, erreichten sie sage und schreibe 319 Terabits in der Sekunde (Tb/s) oder mit anderen Worten 319 000 Gigabits pro Sekunde. Eine unglaublich starke Verbindung, die von den Forschern über eine 3 000 Kilometer lange Leitung gehalten werden konnte. In den USA liegt die aktuell schnellste Verbindung für Ottonormalverbraucher mit Glasfaserkabel bei rund 10 Gigabits in der Sekunde, während es in Deutschland 1 Gb/s sind. Erreicht wurde diese Datenstabilität durch vier spezielle Glasröhren als Kern der Fasern, wodurch die Signale in mehrere Wellenlängen aufgeteilt wurde. Den Wissenschaftlern zufolge sollen Geschwindigkeiten in dieser Größenordnung beispielsweise bei industriellen Datenübertragung über große Entfernungen, wie in der Weltraumforschung, zum Einsatz kommen.

Im vergangenen Jahr wurde bereits ein lang stehender Rekord der Übertragungsrate aufgestellt. 178 Tb/s wurden erreicht, was einen enorm großen Sprung zu den vorherigen 44 Tb/s darstellte. Nun konnten diese Zahlen nur ein Jahr später fast verdoppelt werden. Laut den Wissenschaftlern soll ihr angewandtes Verfahren durchaus mit der aktuellen Basis der Glasfasern kompatibel sein, wodurch sich die Internetlandschaft künftig rasant ändern könnte. Die Implementierung in die aktuelle Infrastruktur scheint sogar simpler zu sein als die Anpassung bestehender Systeme, was eine Überarbeitung zusätzlich erleichtern kann. Doch zu früh freuen sollte man sich nicht. Die verwendete Technik macht sich Laser und Verstärker zu nutzen, um das Maximum bei Tests dieser Art zu erreichen. Eine Bandbreite in derartigen Dimensionen ist dementsprechend für normale Haushalte noch nicht realistisch da es zu diesem Zeitpunkt sehr kostenintensiv ist. Der Umstieg von einem Kern im inneren der Glasfaser auf vier Kerne, ist allerdings ein Element, das in den Bereich des Möglichen fällt und höhere Übertragungsraten zulassen würde.

Vor allem Mobilfunk wird schneller

Auch die jüngsten Entwicklungen im Bereich 5G zeigen deutlich, dass die Geschwindigkeit des Internets immer weiter ansteigen kann. Das momentane Maximum von LTE (4G) liegt bei rund 300 Megabits pro Sekunde. Im Vergleich dazu wurden bei Tests mit 5G Übertragungsraten von 3 Gigabits in der Sekunde gemessen – die zehnfache Rate. Unter Idealbedingungen sollen sogar bis zu 10 Gb/s möglich sein, was die 33-fache Stärke von LTE bedeuten würde.
Für den Breitband-Anschluss zuhause ist in Deutschland eine Verbindung von 200 Mbps nur mit den Glasfasern der Telekom zu erreichen, während viele Menschen mit nur 16 Mbps surfen. Und der internationale Vergleich zeigt, dass Deutschland in Sachen Digitalisierung und Internet nach wie vor langsam vorankommt. Bei mobilen Netzwerken befindet sich Deutschland auf dem 26. Platz, während es beim Breitbandanschluss auf Rang 33 landet. In Europa sind Länder wie Norwegen, die Niederlande und die Schweiz deutlich schneller unterwegs.

Es wird sich in Zukunft einiges tun, was die Internetgeschwindigkeit angeht. Besonders die mögliche Implementierung von vier Kernen in Glasfaser könnte dabei einen echten Aufschwung geben. Welche Geschwindigkeit der Nutzer im privaten Bereich erreichen kann, bleibt abzuwarten.