Vernetzte Mobilität: Das Auto der Zukunft
Die Vernetzung macht vor nichts Halt: Egal ob Telefon oder Kühlschrank – alle möglichen Geräte bekommen mittlerweile eine Online-Funktion spendiert. Auch in Automobilen werkelt zunehmend internetunterstütze Software im Hinter- und Vordergrund, die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Die Bandbreite reicht von mehr Bedienkomfort bis zu mehr Sicherheit. Allerdings birgt der Trend zum vollvernetzten Auto auch Risiken.
Der fahrende Computer
Im Automobilsektor prägt vor allem die Diskussion um alternative Antriebe die Schlagzeilen. Glaubt man Tech-Visionär Elon Musk, so sollen Elektroantriebe (am besten natürlich aus dem Hause Tesla) den Markt revolutionieren. Nicht minder spannend sind aber die Veränderungen, welche die Integration von Online-Technologie in das wohl alltäglichste Transportmittel mit sich bringen wird.
Dabei ist die Idee keineswegs neu. Bereits 2011 stellte BMW auf dem renommierten Genfer Autosalon die Roadster-Studie „Vision Connected Drive“ vor. Das futuristische Gefährt, das allerdings von vornherein als Einzelstück konzipiert war, sollte zeigen, dass vollvernetzte Autos ein Konzept mit Zukunft sind. Features wie der Bordcomputer, der etwa bei einem Stau auf dem Weg in ein Meeting automatisch alle Betroffenen über die Verspätung informiert, oder das Echtzeit-Navigationssystem inklusive Parkplatzfinder waren damals noch nicht serienreif, sind heute in der ein oder anderen Form aber schon in vielen Fahrzeugen zu finden. Gleiches gilt für die Konnektivität zwischen Smartphone und Auto in Gestalt einer Vorlesefunktion für E-Mails und SMS-Nachrichten.
Risikobereich Sicherheit
In der aktuellen Generation der „Connected Cars“ lassen sich einige Funktionen des Autos vom Radio bis zum Navigationsgerät über Smartphone-Apps bedienen. Das ist für den Nutzer zwar praktisch, hat aber auch seine Schattenseiten. Denn die Apps sammeln teils wesentlich mehr Datenmaterial, als eigentlich notwendig wäre – das Auto wird so zur Datenkrake auf vier Rädern. Ein Test von Stiftung Warentest ergab zum Beispiel, dass Tesla auf die in den Autos verbauten Kameras zugreifen und Daten zum Fahrstil sammeln kann, während andere Hersteller routinemäßig individuelle Daten wie Standort und Fahrzeug-ID abfragen.
Und das ist nicht die einzige Baustelle: Denn immer mehr Hersteller setzen in Zukunft auf onlinegestützte Fahrassistenzsysteme, bei denen Fahrzeuge untereinander und mit entsprechend ausgestatteten Ampeln, Baustellen und Straßen kommunizieren und bei Gefahr den Fahrer warnen oder sogar autonom Gegenmaßnahmen einleiten können. VW plant zum Beispiel, ab 2019 ein solches System in einer der hauseigenen Modellreihen standardmäßig einzubauen.
Das klingt zwar erst einmal gut, allerdings ist solche Software potenziell anfällig für Hackerattacken, schließlich werden drahtlos Daten verschickt. In der Vergangenheit bewiesen Hacker immer wieder, dass solche ungewollten Eingriffe durchaus realisierbar sind. Besonders gefährlich wird es, wenn essenzielle Funktionen wie Gas, Bremse oder Lenkung manipuliert werden können – auch das gelang bereits: 2013 bei einem Jeep Cherokee.
Eine ebenso große Gefahr, die potenziell mehr Fahrer betreffen könnte, sind etwaige Bugs in der Software, die zu Fehlfunktionen der Assistenzsysteme führen könnten. Interessant ist auch die Frage, wer in einem solchen Fall für die entstandenen Schäden aufkommt: Tatsächlich zahlt auch dann die Autoversicherung im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Haftpflicht. Allerdings muss man im Nachhinein mit der Einstufung in eine ungünstigere Schadenfreiheitsklasse rechnen. Manche Versicherer bieten jedoch Tarife mit Rabattschutz an, dank dessen die Höherstufung nicht zwangsläufig erfolgen muss.
Solange die vernetzten Autos das tun, was sie sollen, machen sie den Straßenverkehr nachhaltig sicherer – und bei weniger Unfällen sinken auch die Versicherungsprämien. Wie gut all das langfristig funktionieren wird, wird die nähere Zukunft zeigen – auch für die Elektromobilität.
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